Buchtipp

Im Grunde gut - eine neue Geschichte der Menschheit von Rudger Bregman

Gegen den Strom – und ein wohltuender Kontrast zum eher düsteren Menschenbild

Die Originalausgabe von "Im Grunde gut" erschien 2019, also vor fünf Jahren – und aus heutiger Perspektive in einer anderen Welt. Corona war noch ein mexikanisches Bier und Putin der zuverlässige Lieferant von billigem Gas, KI beschäftigte nur eingeweihte Experten und gearbeitet wurde von morgens bis abends an den dafür vorgesehenen Schreibtischen. Liest man das Buch heute, im Herbst 2024, dann kann man Rutger Bregman nur Respekt zollen, denn es ist aktueller denn je. Die gegenwärtigen, stark verengenden Diskussionen in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft werden bestimmt von einem Menschenbild in immer düstereren Farben – ganz gleich, ob es um soziale Absicherung (z.B. Bürgergeld), Sicherheit (Migration, "Messerstecher"), Arbeit (Homeoffice) oder Gesundheit (Ausfalltage) geht: Der Mensch mit seinen Neigungen ist eher das Problem als die Lösung. Medien sowie soziale Netzwerke sind dabei eher Echokammern als Foren für Differenzierung und Perspektivenwechsel.

Mit dem Buch liefert der Autor ein kraftvolles Plädoyer für eben diese andere und für viele neue Perspektive: Der Mensch ist "im Grunde gut". Reduziert auf die verständliche und spannende Gegenüberstellung der Philosophen Thomas Hobbs (dagegen) und Jean-Jaques Rousseau (dafür) werden zahlreiche Studien und Beispiele zitiert, welche den "Homo Puppy" deutlich besser dastehen lassen. Ein weiter Bogen von der Sesshaftwerdung des Menschen bis zum Kapitalismus heutiger Prägung schafft spannende Zusammenhänge und Erkenntnisse, welche Lösungen für so viele Herausforderungen unserer Zeit erlauben, Erfolgsbeispiele sind u.a. das niederländische Unternehmen Buurtsorg, der Strafvollzug in Norwegen oder der "Permanent Fund Divided" in Alaska.

Wie lässt sich der Trend zum Schwarzsehen überwinden? Der Autor rät zum alltäglichen Kontakt mit Menschen und liefert auch hier zahlreiche Belege für die Wirkung. Mit der heutigen Kenntnis über die KI-Euphorie, die ja eher für das Gegenteil steht, ist sein Rat eher als Mahnung denn als Empfehlung zu verstehen. Zehn praktische Lebensregeln zum Abschluss motivieren, die gewonnenen Erkenntnisse mit den den Alltag zu nehmen. Toll!

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